Psychiatrie und Psychotherapie I
Behandlungsgrundsätze
In unserer Abteilung erwartet Sie ein multiprofessionelles Team aus ärztlichen, psychologischen, fachkrankenpflegerischen, sozialarbeiterischen, ergotherapeutischen und bewegungstherapeutischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dieses Team behandelt nach einem integrativen Behandlungskonzept, welches psychotherapeutische, sozialpsychiatrische und psychopharmakologische Therapieansätze verbindet.
Insbesondere innerhalb des psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlungsangebots der Abteilung sind die (gemäß Psychotherapie-Richtlinien) bedeutendsten Psychotherapiemethoden vertreten:
- Das verhaltenstherapeutische Vorgehen orientiert sich vor allem am lerntheorisch ausgerichteten Ansatz und vermittelt eine spezifische störungsadaptierte Behandlung unter Fokussierung auf die aktuelle Problemsituation.
- In der systemischen und familientherapeutischen Betrachtungs- und Behandlungsweise werden die Zusammenhänge psychischer Probleme des Einzelnen mit der sozialen Umwelt im engeren und weiteren Sinne gesehen und behandelt.
- Der tiefenpsychologische Ansatz ist Grundlage für das Verständnis vieler psychiatrischer Störungen. Er greift entwicklungspsychologische Aspekte auf und setzt diese für die Gestaltung der therapeutischen Beziehung und für die Behandlung ein.
- Etabliert haben sich sodann sogenannte psychoedukative Behandlungsmethoden, besonders für psychiatrische Störungen mit chronischem Krankheitsverlauf.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Berufsgruppen teilen alle einen patientenzentrierten integrativen Denk- und Arbeitsansatz. Das heißt die jeweilige Lebens- und Erfahrungssituation der Patienten und Patientinnen ist Ausgangspunkt des Zugangs zum Patienten. Seine individuelle Sicht und Erfahrungswelt wird als Basis für alle therapeutischen Überlegungen und Planungen aufgegriffen. Erst unter Einbezug dieser individuellen Perspektiven lässt sich eine wirklich ganzheitlich patientenbezogene Behandlung psychisch Kranker realisieren.
Behandlungsschwerpunkte
Auf eigens spezialisierten Stationen haben wir einzelne besondere therapeutische Schwerpunkte entwickelt, die Sie im Sinne eines störungsspezifischen Therapieangebots nutzen können. Bei folgenden psychischen Störungen werden neben mehr unspezifischen ärztlichen Gesprächen und einer spezifischen psychopharmakologischen Behandlung therapeutisch folgende Akzente gesetzt.
Junge Erwachsene
Im Alter von 18 – 16 Jahren werden wesentliche Entwicklungsschritte vollzogen und konsolidiert. Erkrankungen wie Depressionen, ADHS, sozialen Ängsten, Psychosen und andere können die Entwicklung beeinträchtigen. Frühe Diagnostik und Behandlung bieten wir, um unseren jungen Erwachsenen schnelle Hilfe zukommen zu lassen und einer Chronifizierung vorzubeugen.
Es besteht eine enge Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie, um die Transition in das Behandlungssetting der Erwachsenenpsychiatrie zu erleichtern.
Schizophrene und schizoaffektive Störungen
Verhaltenstherapeutisch begründete Arbeit für Patientinnen und Patienten mit schizophrenen oder schizoaffektiven Psychosen sieht in erster Linie psychoedukative und kognitiv-verhaltenstherapeutische Inhalte vor. Frühe Diagnostik und Behandlung verbessert die Prognose erheblich. Es besteht eine enge Kooperation mit dem Früherkennungszentrum des Universitätsklinikums Bonn .
Depressive Störungen
Speziell für Patientinnen und Patienten mit depressiven Störungen werden stationsübergreifend Therapiegruppen durchgeführt, die nach einem integriert kognitiv-verhaltenstherapeutischen und systemischen Ansatz ausgerichtet sind. Dabei wird unter systemischen Gesichtspunkten die funktionale Einbettung depressiver Symptomatik betrachtet und der funktionalere Umgang mit depressiven Symptomen geübt.
Für Mütter mit postpartalen Depressionen bietet die Mutter-Kind-Ambulanz spezifische Diagnostik und Behandlung.
Angststörungen
Patientinnen und Patienten mit (generalisierten oder phobischen) Ängsten können nach individuell vorbereiteten verhaltenstherapeutischen Behandlungsplänen an Expositionsübungen teilnehmen, um den Umgang mit der Angstsymptomatik zu verbessern und die Ängste zu verringern.
Emotional instabile / Borderline-Persönlichkeitsstörungen
Derzeit schaffen wir ein Versorgungsnetz für Patient*innen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen, das ambulante, tagesklinische und, falls erforderlich, vollstationäre Therapieangebote umfasst. Dieses soll auch niedergelassene Ärzt*innen und Psycholog*innen einbeziehen. Angeboten werden die wesentlichen Behandlungsmodule der Dialektisch Behavioralen Therapie (DBT) nach Marsha M. Linehan.
Posttraumatische Störungen
In unserer regionalisierten Ambulanz können Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen unterschiedlicher Nationalität behandelt werden. In diesem Bereich arbeiten wir mit der Traumaambulanz der KBAP und dem Bonner Qualitätszirkel für Patientinnen und Patienten mit dissoziativen Störungen zusammen.
Diagnostik
Psychologisch-psychiatrische Diagnostik
Die Diagnostik umfasst die ausführliche Erhebung der Anamnese (Vorgeschichte), nach Möglichkeit ergänzt um Angaben von Bezugspersonen, die testpsychologischen Zusatzuntersuchungen mit Verhaltensbeobachtungen und standardisierter Tests
Somatische Diagnostik
Alle modernen bildgebenden und neurofunktionellen Verfahren sind in der LVR-Klinik Bonn erhältlich (z. B. Röntgenabteilung, Computertomogramm, Kernspintomogramm, Ultraschall, EEG, EMG). Die körperliche Diagnostik und Behandlung wird durch eine enge Kooperation mit dem Gemeinschaftskrankenhaus St. Petrus (täglicher internistischer Fachdienst) sowie durch die Konsilarärzte anderer medizinischer Fachbereiche (z. B. HNO, Gynäkologie, Dermatologie) gewährleistet.
Psychotherapeutische Verfahren
Wir setzen in unserer Abteilung alle gängigen psychotherapeutischen Verfahren ein, insbesondere
- Verhaltenstherapie incl. Verfahren der sog. "Dritten Welle" (ACT, Schematherapie)
- tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie
- psychoanalytisch-interaktionelle Psychotherapie
- Familientherapie
- Gesprächspsychotherapie
Spezifische Therapieangebote
Gruppentherapie
- Psychoedukation
- Metakognitives Training
- Depressionsgruppe
- Gruppentherapie sozialer Kompetenz
- Psychosegruppe
- Skills-Training nach Linehan
Ergotherapie
- Körperzentrierte Ergotherapie
- Training Alltagsfertigkeiten
- Kognitives Training
Kreativtherapie
- Kunsttherapie
- Musiktherapie
- Tanztherapie
Bewegungstherapie (einzeln oder in Gruppen)
- Yoga
- Klettern
- Krafttraining
- Ausdauertraining
- Schwimmen und Aquajogging (zurzeit Corona-bedingt pausiert)
Achtsamkeit und Entspannung
- progressive Muskelrelaxation
- Achtsamkeitsgruppe
Biologische Therapieangebote
- Wachtherapie
- Lichttherapie
Ohrakkupunktur
Aromatherapie
Mutter-Kind-Ambulanz
Sich auf eine Schwangerschaft oder ein Baby einzustellen, ist eine Herausforderung. Nicht selten treten Erschöpfung, Ängste und langanhaltende Traurigkeit ein. Manche Mütter haben das Gefühl, nicht genug für ihr Kind zu tun, von ihrem Kind abgelehnt zu werden oder sich nur noch wenig über ihr Kind freuen zu können.
Die Mutter-Kind-Ambulanz an der LVR-Klinik Bonn bietet differenzierte Hilfen. Auf Wunsch wird Ihnen schnell ein Gesprächstermin vermittelt. Gerne beziehen wir Ihren Partner und andere Familienmitglieder mit ein.